21 Jugendliche und junge Erwachsene aus der Deutschschweiz reisten 2010 Ende Juni für drei Wochen nach Äthiopien, um beim Bau einer Küche und eines Esssaals für ein Waisenheim in Tigray zu helfen, aber auch, um eine neue Kultur kennen zu lernen.

„Good morning, Miss!“ rufen die 30 Kinder im Chor, als sie von der Kindergartenlehrerin begrüsst werden.  Jedes Kind hat ein blaues Schürzchen um, und die lachenden Augen blicken voller Neugierde auf die beiden hellhäutigen Leute, die vor ihnen stehen.  Zum Singen der Lieder wählt die 3-jährige Mahadr auch gleich meinen Schoss als Sitzplatz aus. Während den Spielen auf der nahegelegenen Wiese werden immer wieder meine hellen, glatten Haare betastet und meine Hände geküsst – mit strahlenden Augen. Das ist nur einer von tausend kostbaren Momenten im Elshadai Kinderdorf.
Auf der Baustelle, wo Mensa und Küche entstehen, geht die Arbeit schnell voran, und es summt wie in einem Bienenhaus. Neben unserer 21-köpfigen Schweizergruppe helfen viele fleissige Kinderhände mit. Sie freuen sich alle auf den dringend benötigten, grossen Esssaal und die Küche. An meiner Seite steht meistens der 15-jährige Haftom. Er holt Mörtel fürs Mauern, hilft beim Steine hinaus- oder hineintragen, trägt Beton für den Boden, oder wir unterhalten uns über das Leben. Genet und Danaid, die beiden 14-jährigen Freundinnen, bringen uns jeden Tag um 10 Uhr Tee und Fladenbrot, waschen unsere Kleider von Hand, bringen mir die wichtigsten Worte in „Tigrinia“ bei und begleiten uns auf einen Ausflug in die Berge zu einer Felsenkirche aus dem 4. Jahrhundert. Eine liebe Freundin wird mir Zufan. Sie arbeitet als Journalistin in der nächstgrösseren Stadt. Aufgewachsen ist sie im Elshadai Kinderdorf, und wenn sie frei hat, kommt sie hierher zurück. Denn es ist ihr Zuhause und hier sind all ihre Geschwister – über 130.  Hanna und Hildana, die Zwillinge, streiten sich, wer meinen Rucksack von der Baustelle heimtragen und wer mir die Hand geben darf. Aragai serviert uns täglich köstliches Essen, gartenfrisch und herrlich zubereitet. Wen stören bei diesen Begegnungen und Erlebnissen noch die kalte Dusche, die Mücken, der Regen, öfters ausfallendes Wasser und Strom?
Überaus reich beschenkt und mit neuen Perspektiven und Prioritäten schliessen wir unseren 3-wöchigen Äthiopienaufenthalt mit einem Besuch in Axum und einem Tag am Langano-See ab. Ich möchte allen danke sagen, die es möglich gemacht haben, dass wir dies alles erleben durften; am besten in Tigrinia: „Yekenyeley“!
Doris und Marina